Familienstrategie - Chancen für Familienvermögen nutzen, Risiken meiden
Familienunternehmen erhalten, Familienvermögen mit Angehörigen managen

Größeres Vermögen soll oftmals für die Familie erhalten bleiben. Das gilt besonders, wenn ein Familienunternehmen vorhanden ist. Aber die gemeinschaftliche Vermögensverwaltung in der Familie birgt Risiken, wenn Angehörige unterschiedliche Interessen verfolgen. Eine Familienstrategie kann Risiken für das Familienvermögen vermeiden. Wie das funktioniert, klärt dieser Beitrag.
Werden Familienmitglieder einer Unternehmerfamilie im Rahmen einer Nachfolgeregelung am Vermögen beteiligt, ist es ihre Aufgabe, den Erhalt des Familienunternehmens zu sichern und gemeinsame Investitionsentscheidungen zu treffen. Ist die Familie auch durch eine vermögensverwaltende Gesellschaft miteinander verbunden, erweitert sich die Aufgabenstellung dahin, die Vermögensverwaltung gemeinschaftlich zu organisieren. Konflikte und Streit unter Gesellschaftern sind allerdings keine Seltenheit und stellen eine Bedrohung dar. Mit einer Familienstrategie lassen sich geeignete Rahmenbedingungen schaffen, mit denen die Familienangehörigen ihre Aufgaben erfolgreich zusammen erledigen können.
Familienverfassung
Nur wenige Familienunternehmen extistieren noch in der 3. Generation nach dem Gründer oder der Gründerin. Damit der Erhalt des Familienunternehmens gelingt und auch eine gemeinschaftliche Vermögensverwaltung möglichst konfliktfrei erfolgen kann, wird neben gesellschaftsrechtlichen Regelungen oftmals eine begleitende, familieninterne Übereinkunft getroffen, in der sich Familienmitglieder moralisch verpflichten, im gemeinsamen Interesse ihren Beitrag zu einer konstruktiven Beitrag zum Erhalt des Familienvermögens zu leisten. Diese Regelung wird als Familienstrategie oder Familienverfassung bezeichnet.
Risiken für Familienvermögen
Streit und Stillstand
Vermögen ist nicht nur Finanzkapital. Als Ausfluss einer Lebensleistung ist es auch soziales, wertegeprägtes und geistiges Kapital. Vermögen regt daher nicht nur zu rationaler Auseinandersetzung an, sondern produziert Gefühle wie Dankbarkeit, Freude oder Neid und Missgunst. Emotionen sind oft Auslöser für Konflikte. Wird ein Konflikt zu Streit, ist das ein Risiko für das Familienvermögen. Wichtige (Investment-)Entscheidungen können unter Umständen nicht mehr getroffen werden, weil einzelne Familienmitglieder unzufrieden sind und beginnen, Partikularinteressen zu verfolgen oder wichtige Beschlüsse zu blockieren. Letztlich führt Streit zu Stillstand und die Vermögensverwaltung droht faktisch handlungsunfähig zu werden.
Missverständnisse
Die Doppelrolle als Familienmitglied und Mitglied des operativen Vermögensmanagements kann zu Missverständnissen führen, wenn Funktion und Person nicht getrennt werden. Familiäre Entscheidungen entstehen in einem persönlichen, situationsbezogenen und oft emotionalen Umfeld. Entscheidungen in der Vermögensverwaltung erfolgen dagegen eher nach professionellen Kriterien sachlich, regelbasiert und leistungsorientiert.
Ungeklärte Rollen
Ebenso haben ungeklärte Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten Konfliktpotential. Wichtig für die Zusammenarbeit ist deshalb vorab zu klären, wer welche Rolle bei der Verwaltung des Familienvermögens übernehmen darf, kann und will. Dabei sollten sich die Familienmitglieder nüchtern die Frage stellen, ob ausreichend Interesse, Zeit und Expertise für eine vorgesehene Position und die damit einhergehenden Pflichten vorhanden sind. Besonders nach einigen Jahren schwindet mitunter die Bereitschaft, Missstände anzusprechen. Ein emotionaler Rückzug des betroffenen Familienmitglieds von seiner Rolle mit zunehmendem Desinteresse und Teilnahmslosigkeit kann die Folge sein.
Entfremdung
Eine weitere Ursache für Konflikte ist Entfremdung. Sie kann ihre Ursache in einer Zersplitterung der Anteilsrechte am Vermögen haben und gewinnt an Bedeutung, je größer eine Familie wird. Bei zunehmend kleinen Anteilsrechten schwinden die Einflussmöglichkeiten auf das Familienvermögen und das Eigeninteresse rückt in den Vordergrund. Außerdem nimmt spätestens ab dem Übertrag auf die 2. Generation die Bedeutung des vermögensbegründenden Unternehmers als natürliches Bindeglied ab und die Identifikation mit dem Familienvermögen schwindet.
Entfremdung kann aber auch aus Konflikten zwischen Familienstämmen oder innerhalb der Familie eines Angehörigen herrühren. Oft sind Angeheiratete nicht an dem Familienvermögen beteiligt, haben als Ehepartner und Elternteil gemeinsamer Kinder aber indirekten Einfluss auf das Familienvermögen. Ihr Interesse an dem Wohl der eigenen Familie kann größer sein, als das an der Familie ihres Ehepartners.
Gemeinsames Interesse, Regeln und Rollen
Konfliktmanagement
Die Vermeidung von Konflikten spielt eine Schlüsselrolle bei der Verwaltung von Familienvermögen. Auch wenn sich Konflikte nicht generell verhindern lassen, kann vorgebeugt werden, indem die Familie ein Verfahren zum Konfliktmanagement etabliert. Eine Trennung der familiären und vermögensverwaltenden Sphäre ermöglicht, private Angelegenheiten nach familiären Maßstäben und Vermögensangelegenheiten nach professionellen Maßstäben zu beurteilen. Professionelle Entscheidungen sind weniger emotional und dadurch weniger konfliktanfällig. Vor allen Dingen stärken aber gemeinsame Interessen, Vertrauen in die gleichen Ziele und eine offene, regelmäßige Kommunikation untereinander die konstruktive Kooperationsbereitschaft.
Familiencharta
Ein Instrument, mit dem ein starker Beitrag dazu geleistet werden kann, ist eine Familiencharta. In einem Dokument werden zu diesem Zweck Familienwerte, Perspektiven für Vermögen und Familie sowie Verantwortlichkeiten von den Familienmitgliedern schriftlich verfasst.
Die Familiencharta ist zu trennen von einem Gesellschaftsvertrag eines Beteilligungsunternehmens, das den Familienmitgliedern gehört. Zweck der Familiencharta ist es, einen freien Konsens der Familie zu dokumentieren, auf dessen Grundlage sie ihrer Verantwortung gegenüber dem Vermögen dauerhaft gerecht werden will. Sie ist nicht als rechtsverbindliches Dokument gedacht. Der Gesellschaftsvertrag regelt demgegenüber die Rechtsbeziehungen zwischen Unternehmen und Gesellschaftern.
Familientag
Die Bindung zwischen Familie und Vermögen wird durch einen jährlich organisierten Familientag gefördert. Thema des Tages ist neben dem Familienvermögen auch Fortbildung und die Förderung der Kommunikation zwischen Familienmitgliedern. Die Teilnahme steht einem erweiterten Familienkreis zur Verfügung und hat auch einen geselligen Teil.
Nur wenige Familienunternehmen extistieren noch in der 3. Generation nach dem Gründer oder der Gründerin.. Damit der Erhalt des Familienunternehmens gelingt und auch eine gemeinschaftliche Vermögensverwaltung möglichst konfliktfrei erfolgen kann, wird neben gesellschaftsrechtlichen Regelungen oftmals eine begleitende, familieninterne Übereinkunft getroffen, in der sich Familienmitglieder moralisch verpflichten, im gemeinsamen Interesse ihren Beitrag zu einer konstruktiven Beitrag zum Erhalt des Familienvermögens zu leisten. Diese Regelung wird als Familienstrategie oder Familienverfassung bezeichnet.
Praktische Umsetzung
Besonders der Entstehungsprozess einer Familienstrategie begründet die legitimierende Kraft, nach der sich Familienmitglieder zur konstruktiven Mitarbeit in der Vermögensverwaltung binden und moralisch verpflichten. Die aktive Einbindung der Familie spielt dabei eine Schlüsselrolle. Es sollte eine Atmosphäre bestehen, in der Interessen, Erwartungen und Ängste offen artikuliert werden können. In der Praxis kann sich dazu die Moderation durch einen externen Berater empfehlen.
Agenda
Eine Agenda zur Erarbeitung einer Familienstrategie kann wie folgt aussehen:
Vorbereitung
Fragenkatalog für Familienmitglieder
- Was verbindet uns in Bezug auf das Vermögen?
- Wo wollen wir hin?
- Wer will und kann dabei welche Rolle spielen?
Einführung
Vermögensbilanz
Ausblick und Herausforderungen für das Vermögen in Zukunft
Risiken für das Vermögen
Streit, Missverständnisse, Neid
Rollenprofile und Entfremdung
Risikomanagement
Analyse und Besprechung der Antworten des Fragenkatalogs
Definition eines gemeinsamen Interesses am Familienvermögen
Richtungsentscheidung für eine gemeinschaftliche Vermögensverwaltung
Organisation der Vermögensverwaltung
Regeln, Funktionen und Institutionen
Rollen der Familienmitglieder
Entwurf einer Familiencharta
Niederschrift der Familienstrategie
Definition des verbindenden Interesses
Werte und Traditionen, Vermögenshistorie
Funktionen, Institutionen, Rollen
Regeln und Konfliktmanagement
Ziele und Organisation der gemeinschaftlichen Vermögensverwaltung
Unterschriften zur Dokumentation einer moralischen Verpflichtung
Tägliche Umsetzung in der Praxis
Family Governance
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