Interview mit Steffen Lang, Gründer und Geschäftsführer
FINANCIAL PLANNING MAGAZIN: Beschreiben Sie bitte Ihre Tätigkeit und Ihr Unternehmen
Welche Kundengruppen beraten Sie schwerpunktmäßig?
Meine Kunden sind vermögende Privatpersonen und Familien aus Hamburg und ganz Deutschland inklusive deren Stiftungen und Beteiligungsgesellschaften. Über 20 Jahre Vermögensberatung von Kunden in verschiedenen Vermögenssituationen, Lebensphasen und Familienverhältnissen bilden dafür das Fundament. Viele meiner Kunden kenne ich schon seit über 15 Jahren.
Was sind Ihre Beratungsschwerpunkte?
Mein Beratungsansatz betrifft die Themen Strategie, Kapitalanlage und Nachfolge. Er adressiert neben Vermögensinhabern auch deren Angehörige. In Workshops oder in der Nachfolgeplanung habe ich deshalb oft auch Kontakt zu Familienmitgliedern, die noch kein Vermögen haben.
Im Themenbereich Strategie biete ich Workshops zur Erarbeitung einer Familiencharta, um Familien zu helfen, sich auf eine gemeinschaftliche Verwaltung ihres Familienvermögens vorzubereiten. Ich berate zur Anlageallokation und stelle ein ganzheitliches Reporting zur Verfügung, um die Vermögensentwicklung kontrollieren und Adjustierungen vornehmen zu können.
Im Bereich der Kapitalanlage unterstütze ich bei Direktbeteiligungen. Zur liquiden Geldanlage organisiere ich die Auswahl individueller Vermögensverwalter mit einem Beauty Contest, damit meine Kunden aus dem großen Angebot von Banken und bankenunabhängigen Vermögensverwaltern die Richtigen finden. Hauptsächlich biete ich in dem Bereich allerdings eine Multi-Manager Vermögensverwaltung mit Misch- und Dachfonds an. Sie beruht auf einer Best-in-Class Fondsselektion aus über 2.000 Anlagestrategien. Für die quantitative Auswertung habe ich eine eigene Datenbank aufgebaut. Im Stil eines Family Office wird Kundenvermögen ab 100.000 Euro auf Fonds verschiedener Vermögensverwalter gestreut, um eine Managerdiversifikation zu erreichen. Für meine Kunden ist diese Anlagelösung bequem umzusetzen und ermöglicht gleichwohl Top-Ergebnisse im Marktvergleich.
Im Bereich der Nachfolge erstelle ich als Anwalt Testamente und berate rund ums Erbrecht. Ergänzend erhalten Kunden von mir Vorsorgevollmachten und Patientenverfügungen, um auch zu Lebzeiten vorgesorgt zu haben. Darüber hinaus bin ich in der Stiftungsgründung tätig. In komplexen Fällen, etwa der Gründung einer Familienholding, binde ich spezialisierte Rechtsanwalts- und Steuerkanzleien ein.
Wie stellt sich Ihre Vergütung dar?
Ich bin überzeugt, dass eine unabhängige Beratung ohne Interessenkonflikte am besten honorarbasiert erfolgt. Aus dem Grund arbeite ich auf Basis von Stundensätzen. Im Bereich der Vermögensverwaltung vereinnahme ich eine Servicegebühr auf Basis des investierten Vermögens.
Bei größeren Familien vereinbare ich auch eine pauschale Family Office Vergütung mit einem Rahmenvertrag, in dem alle Dienstleistungen berücksichtigt sind.
Provisionen erhalte ich für meine Arbeit nicht.
Welche Software setzen Sie ein?
Ich habe mir die Software verschiedener Anbieter zum Financial Planning und Vermögensreporting angesehen.
Ich habe mich dann entschieden, eigene Softwareanwendungen zu erstellen. Dazu nutze ich die Datenbanksoftware FileMaker von Claris, einer Tochtergesellschaft von Apple. Sie setze ich zwischenzeitlich in vielen Bereichen ein. Begonnen hatte ich mit einem Programm zur Fondsselektion und zum Entwurf von Anlagevorschlägen sowie anwaltlichen Dokumenten. Heute läuft das konsolidierte Vermögensreporting über diese Software, sowie meine gesamte Büroorganisation.
Ergänzend nutze ich die Software, die mir die Plattform meines Netzwerkpartners Netfonds AG aus Hamburg sowie meine primären Kooperationsbanken, die FIL Fondsbank (FFB) aus Kronberg bei Frankfurt und die Comdirect, eine Marke der Commerzbank AG, aus Quickborn zur Verfügung stellen.
Welche Literatur lesen Sie?
Ich gehe gern so vor, dass ich mich zunächst allgemein über Neuerungen informiere und bei besonders relevanten Themen dann selbst weiter recherchiere.
Als Vermögensberater halte ich mich bei regulatorischen Themen gern durch die Newsletter meines Netzwerkpartners Netfonds AG auf dem Laufenden. Zu strategischen Themen und zur Kapitalanlage halte ich neben diesem Magazin auch das Private Banking Magazin aus Hamburg sowie mit wechselnder Priorität die Finanz- und Wirtschaftsteile überregionaler Zeitungen für gute Informationsquellen. Speziell als Anwalt lese ich regelmäßig die Zeitschrift "ErbR" vom Deutschen Anwaltverein.
Zum täglichen Marktgeschehen an den Börsen reicht mir, über das große Bild informiert zu sein, weil ich nicht selbst Vermögensverwalter bin, sondern für die liquide Kapitalanlage ausschließlich professionelle Vermögensverwalter zum Einsatz bringe. Dazu lese ich regelmäßig Marktberichte von ausgewählten Banken, guten Vermögensverwaltern und Family Offices.
Welche Fortbildungen und Netzwerke nutzen Sie?
Meine Kunden können von mir erwarten, dass ich über aktuelle Entwicklungen informiert bin und dies bei der Beratung berücksichtige.
Neben den verpflichtenden Schulungen für Finanzberater besuche ich deswegen auch regelmäßig Fachvorträge zu einzelnen Family Office Themen sowie selektiv Kongresse, zu denen mich Veranstalter wie IFNP aus Berlin, CAPinside aus Hamburg, Private Banking Magazin aus Hamburg oder CityWire aus Frankfurt am Main einladen. Hier gibt es neben Vorträgen zur ganzheitlichen Beratung die Möglichkeit, Family Officer, Fondsmanager und Vermögensverwalter persönlich zu treffen, um Informationen aus erster Hand zu erhalten.
Als Anwalt absolviere ich jährlich das für den Fachanwalt für Erbrecht vorgeschriebene 15-stündige Fortbildungsprogramm. Meine Netzwerke zu externen Fachleuten haben sich über die Jahre gebildet. Ich bin Mitglied des Deutschen Anwaltvereins, des IFNP sowie der Vortragsgesellschaft „Kammergesellschaft“in Berlin.
Welche Ausbildungen haben Sie absolviert?
Nach meinem Abitur habe ich Jura in Trier, Trient und Bonn studiert. Nach dem Referendariat und der Zulassung als Rechtsanwalt in Hamburg fand ich dann den Einstieg in die Vermögensberatung mit einem Traineeprogramm bei der Deutschen Bank. Sie ermöglichte mir einen fünfjährigen Aufenthalt in New York, wo ich Ausbildungen zum Wertpapierberater und Broker/Dealer absolviert habe.
Als Anwalt habe ich die Fortbildungen zum Fachanwalt Erbrecht sowie zum Zertifizierten Testamentsvollstrecker absolviert.
Was macht für Sie einen guten Finanzplaner aus?
Ein guter Finanzplaner handelt nach meinem Verständnis wie ein serviceorientierter Sparringspartner für seine Kunden. Er genießt das Vertrauen, kennt Familie und Geschäft seiner Kunden und hat einen Überblick über deren Vermögenssituation. Er steht in regelmäßigem Austausch und weist unaufgefordert auf veränderte Situationen sowie ganz allgemein auf Chancen und Risiken hin. Seine Expertise ist nicht nur fachlich, sondern er achtet auch darauf, was persönlich zu seinen Kunden passt. Dabei geht es dem Finanzplaner weniger um kurzfristige Anlageerfolge, sondern um langfristigen Vermögenserhalt und Wachstum.
Ein ganzheitlicher Berater ist zudem in der Lage, den Finanzmarkt zu prüfen, Kunden Zugang zu optimalen Lösungen zu bieten und bei Bedarf individuelle Lösungen zu entwickeln oder durch Koordination mit externen Partnern bereitzustellen. Dazu verfügt er über ein solides Netzwerk von fachlichen Experten.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft und welche Weiterentwicklung erhoffen Sie sich?
Für die Finanzbranche wünsche ich mir, dass ein Handeln nach Werten wieder an Bedeutung gewinnt. Der Ruf der Finanzbranche insgesamt leidet unter den unzähligen Bankskandalen der letzten Jahre. Kunden sind misstrauisch geworden. Ein intaktes Wertesystem könnte den Ruf wieder verbessern. Ein Schlüssel dafür könnte eine Honorarberatung sein. Sie hilft Interessenkonflikte zu vermeiden und stellt ein anlegergerechtes Vergütungssystem für die Beratung bereit.
Welche Hobbys haben Sie?
Ich habe eine Familie mit zwei schulpflichtigen Kindern, die mich sehr erfüllt. Sportlich betreibe ich zweimal pro Woche Fitnesssport. Ansonsten fahre ich gern Ski, eine Begeisterung, die ich seit meiner Kindheit in Bayern habe.